Blind Dates und ihre Schwierigkeiten

Das ich Dates nicht mag, kann man hier lesen. Aber Blind Dates waren mir bis jetzt ein Rätsel. Sich mit jemanden zu treffen, den man doch nicht kennt, ist wie Freundschaftsanfragen an Unbekannt zu versenden. Irgendwie weird.

Da stehe ich nun vor meinem Blind Date. Soweit ich das erkenne, ist er nicht weniger nervös als ich. Man merkt an seiner Kleidung, dass er sich Mühe gegeben hat. Sein Pullover und Schuhe passen perfekt zu einander. Irgendwie gefällt er mir.

Durch seltsame Fügungen des Schicksals (etwas Dramatik muss ich da jetzt schon einbringen) sind wir Facebook Freunde. Haben uns, bis auf Geburtstagsgrüße, nie geschrieben. Irgendwann, etwas gelangweilt und am löschen von Facebook Bekanntschaften, kam ich auf sein Profil. Anstatt es einfach zu löschen, so wie ich das bei den nicht so hübschen Profilen (ich lasse da immer reine Oberflächlichkeit walten) mit unbekannten Namen mache. Der erste flüchtige Blick durch die Timeline machte ihn nicht unsympatisch. Und so fragte ich, ob wir uns denn kennen. Ein kurzes hin und her. Ich beschloss es sein zu lassen, mir nicht seine Timeline anzusehen, kein Foto zu inspizieren, wie viele Frauen es wohl geliket haben und schon gar nicht großartig mit ihm zu schreiben. Ich würde ein Treffen abwarten. Soviel zur Vorgeschichte.

Also hier stehe ich. Er begrüßt mich. Ich bin etwas überrascht. Über mich, über ihn. Ich kenne ihn nicht, er könnte mich auch umbringen. Ich gehe Serienmördergeschichten im Kopf durch und frage mich, wer denn aller weiß wo ich gerade bin. Paranoid: Ja, definitiv.
Er wirkt warmherzig. Ted Bundy wirkte auch charmant. Ich lasse von meinen verrückten Gedanken ab.

Wir sind endlich im Lokal angekommen. Ich bin jetzt schon nervlich am Ende. Während ich einschenke, zittere ich. Ich weiß nicht, wieso er mich so nervös macht. Er kennt mich kaum, ich kenne ihn kaum. Sollte doch entspannend sein, oder? Ich trinke mal großzügig. Eigentlich würde ich lieber wo anders sein. Ich bin kein Date Mensch. Ich fühle mich unwohl, wenn ich nicht offen sein kann. Meistens muss man dieses doofe Smalltalk „Ich bin so toll“ Spiel mitmachen. Ich lasse es. Offenbare meine Abgründe. Er ist nicht abgeschreckt.
Langsam verschwindet die Nervosität, liegt wahrscheinlich am Wein. Wir reden über alles Mögliche. Diese anfängliche Spannung verflüchtigt sich endgültig. Ich fühle mich ungezwungen. Genieße das Gespräch. Er schreibt einer Anderen. Ich trinke noch mehr. Irgendwie fühlt es sich nicht mehr richtig an. Wahrscheinlich wäre er lieber mit ihr hier. Ab diesem Moment nimmt das Ganze eine seltsame Wende. Ein Spirale die abwärts führt. Unsicherheit.

Zuhause angekommen, esse ich Pommes und Burger vom Vortag. Höre Bob Dylan und Lou Reed. Überdenke mein Verhalten. Reflektiere. Blind Dates sind wohl nichts für mich. Dates generell. Katzen schon eher. Oder doch ein Hund? 

Ich werde jetzt Lotto spielen und auf mehr Glück im Spiel hoffen.

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