Erwachsen werden.

Die Zeit vergeht. Ich erinnere mich noch so gut daran, 17 gewesen zu sein und mir geschworen zu haben ich ändere mich nie. Ok, das Aussehen hab ich Gott sei Dank geändert. (Ja ja, ich war Emo, siehe hier! ) Aber meine größte Angst damals, eigentlich auch noch heute, war es, langweilig zu sein. Ich wollte in einem Atemzug mit Janis Joplin genannt werden und nicht mit Mutter Theresa oder Jackie Kennedy.

Wenn ich mich aber umsehe und auf mein momentanes Leben blicke, sehe ich eine seriöse Zukunft vor mir. Seriös, verdammt!! Und gerade in dem Moment wo ich mir noch denke, mein Leben ähnelt mehr dem einer Pensionistin, kommt dann auch noch dieses Lied. Marteria, Kids – „In der guten alten Zeit war’n alle Donnerstags schon breit“ und es ist wahr. Nicht nur ich bin drauf und dran, ruhiger zu werden. Meine beste Freundin schließt bald ihr Masterstudium ab und arbeitet schon brav nebenher. Die andere hat soeben ihre erste Wohnung ohne Mitbewohner bezogen und anstatt um die Häuser zu ziehen, machen sie jetzt Yoga und wir treffen uns auf Kaffee und Kuchen.

Zeiten ändern sich und eigentlich ist es gut so, aber irgendwas in mir schreit „NEIN“. Ich will Glitzer im Gesicht, meine kaputten Converse und ekligen billigen Alkohol. Ok, den billigen ekligen Alkohol will ich eigentlich nie mehr trinken. Wie konnte ich damals nur mehr als einen diesen kleiner Feiglinge trinken?! Aber es fehlt mir, nicht an morgen denken zu müssen.

Ich bekomme ständig das Gefühl, man wird gleichgesetzt mit Obdachlosen, wenn man nicht fünf Zukunftspläne nennen kann, drei Jobs in der Tasche hat und zwei Uniabschlüsse.Dabei war mein Ziel mit 17, erwachsen zu werden um frei zu sein. Jetzt komme ich mir gefangener vor, als jemals zuvor.
Ich sitze in einer geselligen Runde und es wird über Bio Produkte und Verlobungen geredet, während man ganz stilvoll an seinem Rotwein nippt. Richtig gehört, man nippt nur noch mehr, kein auf Ex trinken. Während die Vorspeise serviert wird, würde ich mir gerne in den Kopf schießen. Schaut so der Rest meines Lebens aus? Unterhaltungen über Bio-Nahrung, Politik und Kinder, während ich einen Wein trinke und mir Sorgen mache, nicht vor elf Uhr ins Bett zu kommen?

Ich bekomme Angst davor und in dieser Sekunde möchte ich einfach nur meine Tasche packen und weit weit weg reisen. Aber anstatt das zu tun, bestell ich mir ein Taxi und fahre nach Hause. Schminke mich ab, stelle mir einen Wecker, um in der Früh die Wäsche zu machen.Und während ich meine Einkäufe mache und vor dem Bio-Regal stehe, lass ich alles fallen. Gehe raus in den nächsten Piercing-Laden und lasse meine Unvernunft raus.

Ja genau, manchmal muss das einfach sein. Ausbrechen. Frei sein und die Dinge machen, die man sich mit 17 vorgenommen hat. Zwei Ohrlöcher später fühle ich mich wieder wie ich selbst und kann mich meinen Einkäufen, der Wäsche und dem Rechnungen zahlen, widmen.

Wir dürfen nicht seriös werden. Ich bestehe darauf!

Follow me on Facebook: leonie-rachel
 

1 Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert