Swing in Berlin

Was in Berlin geschieht, bleibt in Berlin. Fast.

Es war ein verrückter Abend, den ich da in Berlin erlebt habe. Ich war auf einer Gay-Swinger-Party.
Ja, ich kann es selber noch kaum fassen und am allerwenigsten kann ich glauben, dass ich das nicht kommen sah.

Der Abend begann, wie so viele verrückte Berlinnächte, in einer Bar in Friedrichshain. Nichts ahnend und etwas müde, schlürfte ich einen viel zu süßen Cocktail. Dann hieß es, auf geht’s in einen Club zu einer neuen Partyreihe.

Als wir uns an der Schlange vorbeischlängelten, dachte ich mir schon, wieso steht neben dem Security-Typen ein Mann mit blonder Perücke und wunderschöner rosa Korsage und wählt sehr bedacht aus, wer rein kommt und wer nicht.
Aber meine Gedanken waren vom Bier und dem Cocktail leicht verstreut, weshalb es mich nicht weiter kümmerte. Der Security quatschte noch ein paar Minuten mit uns am Eingang und ich nahm erstmals die Worte „Swingen“ und „Sex“ wahr. Jetzt war ich leicht verwirrt und dieses Verwirrtsein steigerte sich als ich in der Garderobe stand und vor mir jemand seinen Mantel abgab und komplett nackt war. Zum einen, weil er eben komplett nackt war, zum anderen, weil ich trotz zweier Pullis und einer Jacke fror und es unglaublich fand, wie es der Mann, nur mit einem Mantel bekleidet, durch Berlin schaffte.

Ich würde über mich sagen, dass ich kein prüder Mensch bin. Ich finde man sollte leben und leben lassen, aber ich bin ein großer Fan von ausgewählter Nacktheit. Das heißt, ich will nur Menschen nackt sehen, die ich für gutaussehend befinde.

Nachdem es mir langsam dämmerte, wo ich mich befand, war mein erster Gedanke: Bar.

Der Club füllte sich immer mehr. Ich rauschte zwischen Tanzfläche und Bar hin und her. Bis auf ein paar YMCA Doubles im beinahe Adamskostüm, gab es kaum etwas, was für mich anders gewesen wäre beim Feiern.

Als ich den Weg zur Toilette nicht fand, zeigte mir ein reizender junger Mann mit rosa-leuchtendem Dildo den Weg. Es sah wie eine seltsame Abwandlung des Laserschwerts von Starwars aus.

Auf der Toilette bekam ich aber beinahe Todesangst. Denn, nachdem eine Kondomhülle auf den Boden fiel, schepperten neben mir die Kabinen so heftig, dass ich annehmen musste, alles würde in wenigen Minuten zusammen fallen. Dem war nicht so und ich schaffte es heil zurück vor das DJ Pult, wo ein Mädchen neben mir ihrem „Freund“ einen Blowjob gab. Ich war ein bisschen verwundert, weil ich die Tanzfläche jetzt nicht als idealen Ort dafür gesehen hätte, aber was soll’s.
Es war nicht der einzige Blowjob, den ich an diesen Abend zu sehen bekam und für mich werden Christa (Helme mit Federkamm) nie mehr das gleiche sein.

Es geschah einiges, was ich gerne nicht gesehen hätte und dennoch muss ich sagen, dass ich selten so einen Spaß hatte. Ich fand es äußerst amüsant, bis auf den Punkt, als mich eines der wenigen Heteropärchen fragte, ob ich mitmachen wolle bei einem Dreier. Er mit Tribal-Tattoos überseht, sie beschämt zur Seite blickend. Da wusste ich, es ist Zeit zu gehen. Ich lehnte mit einem charmanten Lächeln ab und machte mich auf den Heimweg.

Alles in allem, kann ich gar nicht wiedergeben, was ich alles erlebte und sah. Ich muss nach wie vor schmunzeln, wenn ich darüber nachdenke. Es war definitiv ein Erlebnis, welches ich nicht missen will, aber auch nicht so schnell wieder erleben möchte. Die Musik war Weltklasse, die Leute super lieb und ich hatte Spaß, aber Swinger-Partys sind dann doch nicht so meins.

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