A woman’s perfume tells more about her than her handwriting.

 

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Ich spaziere gerne durch Wien, wenn es Herbst wird. Ich liebe den Geruch. Es ist schwer zu beschreiben. Denn es riecht nach Vergangenheit und wenn man tief einatmet, fühlt sich die kalte Luft in den Lungen irgendwie angenehm an. Mir fehlen die Worte um es zu beschreiben.

Wenn ich aus dem Haus gehe und die Sonne scheint, fühlt sich die Haut trotzdem kalt an. Die zarten Strahlen wärmen eher das Herz als den Körper. Ich genieß diesen ersten Moment vor der Tür. Bevor ich Mantel und Pullover fester an mich drücke, damit mir nicht zu kalt wird.

Ich mochte schon als Kind die verschiedensten Gerüche, wenn es zum ersten Mal nach Frühling roch oder wie es bei meinen Großeltern roch, als sie noch lebten. Jetzt riecht das Haus einfach anders. Es fühlt sich nicht mehr an wie ein Teil von meinem Leben, allein wegen des Geruchs.

Der Geruch, wenn man das erste Mal wieder die Schule nach den Ferien betrat. Ich habe es gehasst, wenn ich eine Klasse betrat und es roch nach Pubertät. Kein Geruch löst in mir solche Abneigungen aus, wie jener von pubertierenden Jugendlichen.

Aber dann fehlen mir wiederum Gerüche. Wenn ich meine Augen schließe und mich konzentriere, kann ich den Geruch von meinen verlorenen geliebten Menschen rekonstruieren. Aber ich weiß, dass vieles einfach zusammenspielte, weshalb die Person in diesem Lebensabschnitt so roch. Ein gewisses Parfum, der über die Maßen gehenden Zigaretten-Konsum, und viele kleine Duft-Komponenten.

Jemand malte mich einmal und gestand mir dann, dass er mich dabei gerochen hat. Dass durch das Malen, für ihn mein Geruch Realität wurde und er dachte, ich stehe neben ihm. Ich fühlte mich geschmeichelt. Denn er beschrieb meinen Geruch und am Ende merkte er an, dass mein Haar immer nach Kamin rochen. Ich fand die Vorstellung, dass mein Haar nach Kamin roch, schön. Es hatte was heimeliges. Aber wieder war es nur der Abschnitt des Lebens, der den Geruch ausmachte. Wäre ich ihm nicht im Winter begegnet, würde mein Haar anders riechen.

Einen Geruch beziehungsweise Atemzug, den ich immer genossen habe, egal wie sehr mir der Kopf brummte, war der erste Schritt aus dem Haus nach einer langen Nacht. Oder wenn sich die Clubtür öffnete und ich die Berliner Luft roch. Es fühlt sich an, wie gestern, als ich in Berlin mit meinem roten Koffer und meiner Angst landete. Ich schnupperte aus dem Flugzeug und schon war sie wie weggeblasen diese Angst. Bis heute gibt es für mich keinen Geruch, der mich wachsen lässt wie der von Berlin. Ich muss gerade weinen, wenn ich daran denke, wie unglaublich glücklich mich dieser Geruch jedes Mal macht.
Ich vermisse die Zeiten manchmal so sehr. Besonders wenn ich daran denke, wie frei ich mich gefühlt habe.
Ihr seht, wie viele Bedeutung für mich im Geruch liegt.

Weshalb ich auch froh bin, meinen Duft gefunden zu haben. Es war im Dezember in Amsterdam 2013. Wenn ich darüber nachdenke, wie lange das schon wieder her ist… uiuiui. Wir durften uns aus dem Beauty-Fundus der Vogue Sachen aussuchen und mussten nur einen kleinen Unkostenbeitrag zahlen, der dann gespendet wurde. Ich Griff als letztes zu diesem Parfum, welches mir nicht wirklich was sagt: Aura von Loewe. Durch die Verpackung hindurch roch es gut. Ich wollte es einer Freundin zu Weihnachten schenken.

Die Zeit bis zu Weihnachten verging und mein eigentliches Parfum ging aus. Ich bin nicht jemand, der ständig einparfümiert rumläuft aber manchmal braucht man es. Es war einer dieser Momente, wo ich nicht ohne das Haus verlassen wollte. Ich öffnete die Packung und damit war es besiegelt, es war meins. Ich ging an dem Abend weg und bekam mehrere Komplimente zu meinem Duft. Am darauf folgenden Montag trug ich es in der Arbeit, dasselbe Phänomen, es regnete Komplimente auf mich ein. Bei der Vogue waren sie nicht gerade die Komplimente-Geber, wie ihr euch vorstellen könnt. Ich flog also mit meinem neuen Duft nach Hause nach Wien über Weihnachten und nun ja, wie sagt man so schön: Never change a winning team.

Seit damals trage ich Aura. Es fühlt sich wie mein Duft an, wenn ich mal nicht nach Kaminholz rieche.

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Aura

Pullover // Bik Bok
Rock // Bik Bok
Schuhe // Zara

Fotos: Martin Miskic

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