Sushi und die Angst vor Nähe.

Es ist wieder einmal einer der Tage, wo man nur Kaffee trinken und mit seiner Freundin über Erlebtes reden möchte. So geschah es eben, dass man sich zu einem gerösteten Trunk und Kuchen traf. Was ich aber zu hören bekam, vermieste mir etwas meine Stimmung. Meine liebste Freundin, nennen wir sie M., erzählt mir von ihrer letzten Bekanntschaft.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie sich mit Mr. – nennen wir ihn Zucker-, denn angeblich war er zuckersüß, getroffen. Die beiden sahen sich ein paar Mal und eines wunderbaren Abends bekam sie via SMS, nachdem sie gefragt hatte, ob er denn gerne mit ihr was machen wollen würde, seine knappe aber ziemlich klare Antwort: „Ich will zur Zeit keine Nähe“

M., die davon ausgegangen war, dass sie sich zur Zeit in einer länger anhaltenden Kennenlern-Phase befand, fiel aus allen Wolken. „Warum schreibt er so was? Ich wollte ihn doch bloß kennenlernen“ Da ich aufgrund ihrer Erzählung annehmen konnte, dass Mr. Zucker meine M. ganz gerne mochte, war ich selbst verwundert.

Aber die Antwort, warum dies geschah ist eine einfache: Angst.

Manche haben Angst vor Spinnen, andere vor Höhe und die meisten Männer vor Bindung und wie es so schön heißt „commitment“. Das nicht jedes Date zu einer ernsthaften Beziehung führen muss, ist eigentlich logisch. Aber anscheinend ist sich kennenlernen schon zuviel des Guten.

Ich hab lange darüber nachgedacht, was meiner Freundin widerfahren ist und aus der Vergangenheit, weiß ich selber, wie es ist, so eine Nachricht zu bekommen. Was ich mir allerdings denke, warum trifft man sich dann überhaupt mit jemanden, wenn man eigentlich keine Nähe will.

Wenn ich keine Lust habe auf Reis, werde ich nicht Sushi essen gehen, oder?

Oder kam Mr Zucker, der jetzt im Namen vieler anderer stehen muss, während des letzten Dates darauf, dass er M. mag und es ihm zuviel wird? Sozusagen während des Sushi-Essens merkt, dass man eigentlich Pasta möchte.

Interessant ist, dass man meistens keine Nähe will, aus der Angst heraus verletzt zu werden, dabei verletzt man andere. M. brach bei dem Kaffee nicht in Tränen aus, aber sie war leicht enttäuscht davon, dass es so abrupt endete. Oder will man in Wahrheit keine Nähe, weil man insgeheim hofft, dass was besseres daher kommt. Was ich als die Volkskrankheit Nr.1 in Herzensangelegenheiten benennen würde. Sich auf nichts festzulegen, weil man denkt, man kann was besseres bekommen.

Ich glaube, erkannt zu haben, anhand des Beispiels meiner Eltern, dass eine Beziehung nur dann funktioniert, wenn man an ihr arbeitet.

Es wird immer etwas anscheinend besseres geben, die Schwierigkeit daran ist, zu erkennen, dass dies einen nicht unbedingt glücklicher machen muss. Ein gutes Beispiel dazu sind Handys, jedes Jahr gibt es bessere und smartere, aber wenn es um die längste Akkuzeit geht, schlägt nichts das gute alte Nokia 3310, mit dem man auch Menschen hätte erschlagen können. Mr. Zucker kann froh sein, dass M.’s Handy leider nur ein paar Gramm wiegt und bei einem Aufschlag sich selbst zerstören würde.

Aber ich schweife wie immer ab und verwende viel zu viele Metaphern für eine simple Frage, warum macht uns Nähe soviel Angst?

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