Postermann

Man kennt es zu gut. Teeniezimmer – tausende Poster an der Wand, jedes Jahrzehnt zeigt so seine Schrecklichkeiten. Da war die Kelly Family, die Spice Girls und daraus wurden dann Tokio Hotel und One Direction. Nach der Phase des süßen Tierbaby-Posters kommt für so gut wie jedes Mädchen die Phase, wo man seine Stars und Sternchen an die Wand klebt. Styleikonen à la Spice Girls oder Typen, die man süß findet. In meinem Fall war das Kurt Cobain, was mir rückblickend betrachtet ewas Sorgen macht. Irgendwann müssen die Poster gehen, denn man wird reifer und man zieht einen richtigen Typen der Papierliebe vor.
Doch ich behaupte: ein Postermann schadet nie. Zwar nicht auf Papier, aber in anderer Form. Wie ich das meine? Am besten veranschauliche ich dies mit meinem ersten Postermann. Es war nicht lange, nachdem Kurt meine Wand verlassen musste, da sah ich ihn. Es war wieder einer dieser drückend heißen Sommer in Wien und es zog mich zu meiner Lieblingseisdiele. Da stand er. Er sah einfach aus wie ein Jean-Paul Gaultier Model in seiner weißen, etwas zu engen Eisverkäuferuniform und dann noch mit diesem Mützchen, welches natürlich schräg auf seinen Kopf platziert war. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus und endete mit drei Bananeneiskugeln, weil anscheinend mein Mund einfach nur ein Wort in Dauerschleife rausbrachte. Ich hopste nach Hause und war einfach glücklich. In dem Sommer nahm ich aufgrund beinahe täglichen Eis -Essens einige Kilos zu. Es reichte mir, diesen schönen Mann einfach nur anzusehen. Er war mein Postermann. Er gab mir ein gutes Gefühl und auch wenn man in wilden Tagträumen hofft, dass man ein Wort miteinander wechselt, tat ich es nie. Ich genoss schweigend. Denn so wie meine Liebe zu Kurt Cobain, sollte es einfach eine kleine Streicheleinheit für das Herz sein.
Hier meinen Tipps für den perfekten Postermann:
* Sucht euch jemanden, den man regelmäßig anschmachten kann, z.B.: der Barkeeper in der fancy Bar paar Straßen weiter, den Supermarktkassierer, usw.
* keine Interaktionen, heißt: kein Nummer austauschen oder gar mehr.
* sei glücklich, dass es ihn gibt, schätze dass dich ein Mensch glücklich macht ohne dich zu kennen
* Sehe ihn nicht als Objekt, sei dein 13-jähriges ich und keine Samantha von SATC.

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