Wie mein Borderline Beitrag mein berufliches Leben beeinflusst

Es ist mehr als ein Jahr her, dass ich den Beitrag über meine Borderline-Erkrankung geschrieben habe. Seitdem bekomme ich viele Nachrichten von Betroffenen und Angehörigen. Diese Nachrichten sind nicht immer einfach für mich. Aber es zeigt mir, dass es der richtige Schritt war. Oft lese ich die Frage: “Hat der Beitrag für dich viel verändert?“, häufig in Kombination „Ich könnte meine Erkrankung allein aus beruflichen Gründen nicht öffentlich machen.“
Ja, der Beitrag hat viel verändert. Vor allem beruflich. Auch privat, aber darauf gehe ich gerne ein anderes Mal ein. Denn seit der Veröffentlichung und im Vergleich zum Vorjahr habe ich weniger Kooperationsanfragen. Man kann jetzt sagen, dass es mehr Blogger im Vergleich zu 2017 gibt und deswegen sich Firmen anderweitig umgeschaut haben. Aber es war interessant zu sehen, dass gleich nach der Veröffentlichung Kooperationspartner zurückgetreten sind. Auch jetzt passiert es mir, dass Firmen mit der Begründung absagen, sie möchten nicht mit einer psychischen Krankheit in Verbindung gebracht werden.
Traurig? Ja. Leider Realität.
Ob es mich manches mal belastet? Ja, klar. Aber es war auch ein Beweggrund wieso ich meine Erkrankung öffentlich gemacht habe.
Ich habe diese Krankheit, ich werde sie nicht los. Sie gehört zu mir. Ich habe gelernt damit umzugehen und lerne weiter.
„You are allowed to be both a masterpiece and a work in progress at the same time“, das ist sowas wie mein Leitmotto geworden. Akzeptanz für das was ich nicht ändern kann, aber eben auch ständiges Arbeiten an mir.
Dennoch sind psychische Krankheiten, wie Borderline, ein Stigma, welches man nicht so schnell los wird. Menschen mit psychischen Erkrankungen werden vielfach aus unserer Gesellschaft ausgegrenzt. Sie passen nicht in das Bild unserer Leistungsgesellschaft.  
Mir war es wichtig, mit dem Schritt der Veröffentlichung meiner Geschichte Vorurteile abzubauen.
Ich bin 29 Jahre, bin seit 4 Jahren selbstständig und lebe vom Bloggen. Ohne meine Krankheit Borderline hätte ich mit dem Bloggen vor 14 Jahren nie angefangen. Ich habe mich anders gefühlt, manches mal so leer und dann wieder so voller Gefühle. Ich habe in mir einen Schmerz gefühlt, der mir die Kehle zuschnürte und mich innerlich zerriss.
Geholfen hat das Schreiben.
Ich habe eine Form gefunden, meine Gefühle auszudrücken und dadurch hat sich über die Jahre sogar ein Business entwickelt, auf welches ich stolz bin.
Wäre ich Bloggerin ohne die Krankheit? Wer weiß.
Für mich ist klar, dass auf dieser Welt viel kreatives Schaffen entstanden ist von Menschen, die krank waren. Das wohl bekannteste Beispiel ist Van Gogh. Es gibt aber zahlreiche Berühmtheiten: Johann Wolfgang von Goethe, Honore Balzac, Pablo Picasso, Edvard Munch aber auch aus unserer Zeit Selena Gomez, Lady Gaga, Demi Lovato, Dwayne «The Rock» Johnson u.v.m. 
Ich würde mich nicht mit Balzac & Co. vergleichen, da liegen Welten dazwischen, aber ich will aufzeigen, dass es die Arbeit oft auch sehr positiv beeinflussen kann. 
Klar sollte man sich Hilfe holen, wenn die Gefahr besteht, dass man sich selbst oder anderen Schaden zufügt. Aber man kann es eben auch nutzen und etwas schaffen. 
Mir war wichtig damals in meinem Blogpost auf dieses Stigma von psychischen Erkrankungen hinzuweisen um damit einen Beitrag zu leisten dem entgegenzuwirken. Tatsache ist, es kann jeden betreffen und man kann nichts dafür. Auch wenn ich jetzt selbst mit diesem Stigma kämpfen muss.

4 Comments

  • Jedida sagt:

    Finde Deine Ehrlichkeit bemerkenswert und dass Du dazu stehst, ich bin selbst PR-Mensch und sehe das ganz ander als bestimmte Firmen- es gibt so viele Menschen mit psychischen Problemen, die meisten gestehen sich das nicht ein Mal ein oder suchen Hilfe, Offenheit ist etwas, dass Awarness schafft und das ist wichtig – Du leistest da ganz wichtige Pionierarbeit! #gonongirl

  • Ritz sagt:

    Ich ziehe meinen Hut vor dir! Mehr Authentizität geht nicht mehr 🙂 Und sowas brauchen wir in unsere Gesellschaft mehr! Danke für diesen Schritt! Lg Ritz

  • Deine Offenheit darüber, wie BPD dein berufliches Leben beeinflusst hat, ist mutig und wichtig. Es ist erfrischend zu sehen, wie du Hindernisse überwunden und Wege gefunden hast, um trotz der Herausforderungen erfolgreich zu sein. Dein Beitrag ermutigt andere, die ähnliche Kämpfe durchmachen, sich nicht allein zu fühlen und nach Hilfe zu suchen. Danke, dass du deine Geschichte geteilt hast – es ist ein Zeichen von Stärke und Resilienz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert